Frank Röhling: „Werden keinen Druck auf J.P. Hüsecken ausüben“

Ramona Timm-Bergs, Mitglied im Rat der Stadt Hagen
Ratsfrau Ramona Timm-Bergs:" Ich bin enttäuscht, dass die Kontakte nicht mehr bestehen."

Obernahmer-Konferenzen, Gespräche mit dem NRW-Wirtschaftsministerium, die Hoffnung auf ein Wellnesszentrum, ein Parcours für Islandpferde oder die Ansiedlung eines Spitzgussunternehmens aus einer Nachbarstadt – Ideen, Träume und Visionen für das trostlose Gelände Krupp-Werk IV. Und das seit Jahren und Jahrzehnten.
Zuletzt schienen sich die Hoffnung der Stadt Hagen zu erfüllen, die 20 000 Quadratmeter große Fläche zu revitalisieren. Mittelfristig, so hatte Jürgen Buchwald, Geschäftsführer des Kaltwalzunternehmens J.P. Hüsecken, im Januar versichert, möchte er dort eine Fabrikationshalle errichten. „Aber nicht um jeden Preis.“

Dieser scheint zwischenzeitlich zu hoch zu sein, wie Frank Röhling (Wirtschaftsförderung der Stadt Hagen) in der Sitzung der Bezirksvertretung vorsichtig andeutete. „Es herrscht Funkstille. Wir werden aber keinen Druck auf J.P. Hüsecken ausüben, denn die Freigabe der Fördermittel steht noch aus.“
Das hörte sich nicht gut an, so dass SPD-Ratsfrau Ramona Timm-Bergs ihre Beziehungen nutzte, um mehr Licht ins Dunkel zu bekommen. „Ich bin sehr enttäuscht, dass die Kontakte gegenwärtig nicht mehr bestehen. Die Stadt ist gefordert, diese Gespräche mit dem Unternehmen wieder aufleben zu lassen und aufzuzeigen, ob die Fördertöpfe doch noch angezapft werden können.“
Eine weitere Problematik ist die geforderte Freilegung des Nahmerbaches. Sollte dieses nach den EU-Richtlinien geschehen, wird sich die mögliche Produktionsfläche deutlich verkleinern. Ramona Timm-Bergs: „Es ist doch fraglich, ob überhaupt noch ein Interesse besteht, wenn nur noch 50 Prozent von der Fläche übrig bleiben.“
Deshalb hegt sie die Befürchtung, dass mittelfristig das Unternehmen an eine Verlagerung in eine Nachbarstadt denken könnte, weil dort die Voraussetzungen günstiger sind. Timm-Bergs: „Dann fallen weitere Arbeitsplätze weg.“
Hinzu kommt, dass Anwohner nach der Berichterstattung in dieser Zeitung bereits im Januar über eine Münchener Anwaltskanzlei Widerspruch gegen die Ansiedlung eines Zweischicht-Betriebes angekündigt hatten. Ihre Auffassung: „Eine rechtliche Grundlage besteht dafür nicht.“
Derweilen kann Wolfgang Köhler von der Bürgerinitiative „Pro Nahmer“ diesem Hickhack um die Fläche auch positive Seiten abgewinnen. „Gebt doch der Natur dieses Gelände einfach zurück. Inzwischen ist der Baumbestand an einigen Stellen doch schon ansehnlich.“
Dass diese jungen Bäume Auswirkungen auf die Revitalisierung der Industriebrache haben könnten, schließt das Presseamt der Stadt Hagen aus. „Dieser Fall ist anders gelagert als der Koenigsee. Auf dem Werk-IV-Gelände wird der Spontanbewuchs hingenommen, weil es sich dort um eine Industriebrache handelt.“