„Es wird kein Geld auf die Kralle geben“

SPD Oberbürgermeisterkandidat Jochen Weber redete Klartext!

Seit Frank-Walter Steinmeier am Montag in einem umstrittenen „Deutschland-Plan” die grundlegende Erneuerung der deutschen Wirtschaft forderte, ist der Wahlkampf zumindest in Reihen der SPD „offiziell” entbrannt.

Dabei zweifeln selbst sozialdemokratische Genossen am hehren Ziel der Vollbeschäftigung, das Steinmeier ausrief – auch unter dem Schlossberg.

„Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir in zehn Jahren vier Millionen Arbeitsplätze schaffen”, sagte Jochen Weber, der sich 30. August um das Amt des Oberbürgermeisters bewerben wird. „Aber es klingt unrealistisch. Wir sollten erst einmal versuchen, vorhandene Arbeitsplätze in Hagen zu erhalten.”

Am Montag stand der 59-jährige Bezirksbürgermeister aus Haspe Vertretern der örtlichen Vereine Rede und Antwort. Mit Horst Eschenbach, Mark Krippner, Werner Heider, Ramona Timm-Bergs, Claudia Krämer und Sebastian Kock präsentierten sich auch die sozialdemokratischen Gesichter der Kommunalwahl in Hohenlimburg im „Bentheimer Hof”.

„Hohenlimburg ist kein Neuland”, erklärte Weber eingangs. „Ich kenne mich aus.” Durch den Besuch vor Ort wolle er „neue Perspektiven” erkennen und „Positionen mitnehmen”, um die politische Arbeit transparent zu gestalten. Eine Aufforderung, der die Mitglieder der Sport- und Heimatvereine rege folgten: Denn „Schönwetter” herrscht in Hohenlimburg nicht. Zentrale Kritikpunkte: Die Situation der Schwimmbäder und die Entwicklung der Innenstadt.

Lothar Hocks machte Jochen Weber erneut auf die aufopfernde Arbeit des Hohenlimburger Schwimmvereins aufmerksam, die man mit einem zukunftsfähigen Konzept honorieren müsse: „Wir können kein Schwimmbecken sanieren, wenn wir nicht wissen, ob wir in zehn Jahren noch existieren.”

Rund 50 000 Euro verschlinge das beschauliche Bad alljährlich. „Und das sind nur die Kosten für Wärme und Wasser. Wir allein können das nicht mehr leisten”, so Hocks.
Das Freibad müsse im Bäderkonzept der Stadt Hagen „endlich” angemessen berücksichtigt werden: „Sonst sind Schulen und Vereine die Leidtragenden!”

Zum Zankapfel avancierte auch die Neugestaltung des Bahnhofs-/Parkhaus-Areals: Im Namen der Werbegemeinschaft ließ Claudia Krämer keinen Zweifel daran, dass man nach eingehender Beratung das Projekt der Architekten Kissing/ Domansky unterstütze. „Und wir sind froh, dass wir diese Stimmung auch über die Parteigrenzen hinaus spüren!”

Ungeteilte Zustimmung erntete das Bekenntnis zu Aldi und Rewe jedoch nicht: „Warum muss man eigentlich alles abreißen?”, fragte Erich Berlet. „Auch ein Discounter wird keine Kunden in die Innenstadt locken.” Was fehle, seien ansprechende Geschäfte, die die leerstehenden Ladenlokale in der City mit Leben erfüllten.

Einsparungen im öffentlichen Dienst, im Bereich der Sportanlagen und im ÖPNV – Jochen Weber ließ keinen Zweifel an der desolaten Lage der Stadt Hagen. „Es wird kein Geld mehr auf die Kralle geben”, gestand er den Vereinen. „Diese Zeiten sind vorbei.”

Eine Vision à la Steinmeier wolle er daher nicht verbreiten. „Es wird eine Politik der kleinen Schritte sein, die uns bevorsteht”, kündigte Weber an. Sein Rezept: Mehr Spielraum für die Bezirksvertretung. „Dort kennt man die Probleme besser. 1000 Euro in Händen der BV sind wie 3000 Euro im Rat der Stadt.” Die Wirtschaftsförderung erklärte er kurzum zur Chefsache: „Wir haben in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, die wir jetzt ausbügeln müssen!”