Marlies Schumann baute viele Brücken

Mark Krippner
„Die Hohenlimburger Tradition zu pflegen und trotzdem ständig für das Neue wie den Bau der Bahnbrücke aufgeschlossen zu sein, haben Karl und Marlies Schumann über Parteigrenzen hinweg Respekt eingebracht”, sagt Mark Krippner.

Von der Schlossbrücke über die Isenbergbrücke bis hin zur Herzbrücke gingen Namensvorschläge für das Bauwerk über die Gleisanlagen an der Bahnstraße in der Redaktion ein. Schon damals hatte sich der stellvertretende Bezirksbürgermeister Horst Eschenbach (SPD) für Marlies-Schumann-Brücke ausgesprochen. Knapp zwei Monate vor der Eröffnung des Bauwerks geht der SPD-Ortsverein jetzt in die Offensive. „Wir werden unsere Fraktion bitten, in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung einen entsprechenden Antrag zu stellen”, teilte gestern Ortsvereinschef Mark Krippner mit. Die heute 87-jährige ehemalige Bezirksvorsteherin, die seit Jahren im Hülsemann-Haus betreut werden muss und deren Ehemann Karl vor zwei Jahren verstorben ist, habe sich unermüdlich für den Bau der Brücke stark gemacht. Darüber hinaus hätten die SPD-Politikerin und ihr Mann immer für das Gemeinsame und Verbindende gestanden (siehe auch Infobox).
Den Beschluss hatte der SPD-Vorstand am Montagabend in der AWo-Begegnungsstätte getroffen, nachdem sich der neue Unterbezirksvorsitzende Dr. Jürgen Brand (WR berichtete) vorgestellt hatte. „Dr. Brand ist für uns natürlich kein Unbekannter. Wir haben uns aber sehr darüber gefreut, dass er gleich nach seiner Wahl zu uns gekommen ist”, so Krippner.

Den Bürger fragen, wo der Schuh drückt

Dr. Jürgen Brand, Präsident des Landessozialgerichts des Landes Nordrhein-Westfalen, formulierte klar und deutlich seine Vorstellungen. „Sozialdemokratische Kommunalpolitik muss neu definiert und öffentlich sichtbar gemacht werden. Der Bürger muss merken, dass wir nicht nur kurz vor den Wahlen alle vier Jahre für ihn da sind. Wir müssen immer, zu jeder Zeit, für den Bürger Ansprechpartner sein, wir müssen Flagge zeigen und fragen, wo der Schuh drückt.” Sorge bereite ihm dabei besonders die Altersarmut. Dr. Brand machte dem Hohenlimburger Ortsverein Mut. „Ihr habt einen funktionierenden Ortsverein, der in der Lage ist, auch Außenstehende von der eigenen Politik zu überzeugen. Erfolge erzielen wir nicht nur mit unseren eigenen Leuten.”

In Brand habe die SPD einen Mann an der Spitze, der mit Sicherheit keinen Kuschelkurs fahren wird, so Krippner. Er nenne die Dinge beim Namen, stehe für Transparenz, faire Diskussionen und pragmatische Inhalte. So habe er auch die überholte Spendenpraxis der SPD angesprochen. Warum sollten die Sozialdemokraten in Hagen keine Spenden von Firmen annehmen, wenn die Namen anschließend genannt werden, habe Brand sich geäußert.

Sitzstreik auf den Gleisen angedroht

Noch im November 2000 hatte Marlies Schumann in ihrer resoluten Art dem damaligen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Kurt Bodewig, während eines Besuches in Hohenlimburg einen Sitzstreik auf den Gleisen angedroht, wenn bei den Verhandlungen mit der Bahn nicht bis zum Jahresende sichtbare Ergebnisse erkennbar würden. Sieben Jahre dauerte das Tauziehen zwischen Stadt, Land, dem Bund und der Bahn noch an, bis 2007 endlich der erste Spatenstich erfolgen konnte. „Für viele Hohenlimburger kommt der Brückenbau mittlerweile zu spät. Allerdings muss man dabei bedenken, dass durch den Bau das gesamte Bahnhofsumfeld verbessert wird. Wir bekommen eine ganz neue Isenbergstraße und einen Stadtplatz an der Einmündung Herrenstraße. Der Schandfleck alter Güterschuppen ist bereits verschwunden.”

Hohenlimburgs CDU-Fraktionschef Peter Leisten zeigte sich von dem Vorstoß der Genossen gestern wenig begeistert. „Wir werden darüber nachdenken, allerdings halte ich nichts von einer Personifizierung der Brücke.”