
Die 107 Delegierten, die den Unterbezirksparteitag besuchten, belohnten Webers viertelstündigen Auftritt mit Applaus. Der gab vor, dass die Kommunalwahl kein Gang zwischen Suppe und Kartoffeln wäre, den die SPD auf die leichte Schulter nehmen dürfe. Er nannte sein Ziel: Die Sozialdemokraten sollen stärkste Fraktion im Rat werden und er Oberbürgermeister. Für seinen Mitbewerber, Jörg Dehm von der CDU, hat er nur Spott übrig: Ich bin besucht worden von ,Dehm aus Dinslaken‘. Er hat mir gute Zusammenarbeit angeboten, aber ich habe ihm gesagt, wir könnten nicht aus jedem zweiten Sieger einen Dezernenten machen. Dem bei der vergangenen Wahl knapp unterlegenen Christoph Gerbersmann öffnete Jochen Weber die Tür zur Kämmerei fast noch persönlich.
Gerbersmann Berufung war der Preis für die große Kooperation, aus der derzeit jedoch die große Konfronation wird. Die schwarzen Schwestern und Brüder, wie Weber sie nannte, träten bei der Schulpolitik tausendfachen Bürgerwillen mit Füßen, verunsicherten Schüler und Eltern und setzten zudem noch Arbeitsplätze in der Vewaltung leichtfertig aufs Spiel. Beim Abbau von Stellen in der Verwaltung ist Webers Botschaft klar: Mit einem Oberbürgermeister Jochen Weber wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
Sparen wolle die SPD dennoch, auch bei der Verwaltung. Dort aber nur sozialverträglich. An anderen Stellen werde die Stadt unter SPD-Regie nicht kaputt gespart. Weber verwies darauf, dass die SPD geführten Stadtbezirke ihre Einsparungen beim ÖPNV voll erfüllt hätten, die unter CDU-Regie jedoch nicht. Er sieht den kommenden Rat in der Verantwortung, nachfolgenden Generationen nicht eine riesige Schuldenlast zu hinterlassen, glaubt aber nicht, dass dies aus eigener Kraft zu schaffen sei – weder für Hagen, noch für Kommunen wie Oberhausen oder Dortmund.
Ich werde Zahlungen für Soli einstellen
Deshalb kündigte er einen spektakulärn Schritt für den Fall seiner Wahl an: Er werde die Zahlungen des kommunalen Soli-Beitrages sofort stoppen und ließe sich dafür auch verklagen. Selbst wenn dies populistisch sei, müsse ein Zeichen gesetzt werden. Es kann nicht sein, dass wir geliehenes Geld nach Meck-Pomm schaufel und die legen es dann auf die hohe Kante und wir zahlen die Zinsen, zürnte der Fraktionschef und Hasper Bezirksbürgermeister.
Einmal im Schwung, knöpfte er sich auch noch den schwarzen Fürsten aus dem Arnsberger Wald – also Regierungpräsidenten Helmut Diegel – vor. Der habe offensichtlich beschlossen, sich durch Mobbing gegen seine Heimatstadt für das nächste Landeskabinett zu bewerben. Doch schon zweimal sei er nun vor Gericht damit gescheitert.
Er werde den Fehdehandschuh, den Diegel hingeworfen habe, aufnehmen und klipp und klar sagen, welche wichtigen Projekte der Regierungspräsident behindere, anstatt selbst ein Sparkonzept vorzulegen. Es könne nicht sein, dass außer der Bahnhofshinterfahrung in Hagen gar nichts mehr ginge.
Diegel hätte der Stadt auch den Mentor empfohlen, auf den Weber große Hoffnung gesetzt hätte und der diese nicht erfüllt habe. Vom Wunderheiler habe sich Prof. Stefan Bajohr zum Wanderprediger entwickelt, der alle paar Monate seine eigenen Vorschläge wieder kassiere. Offensichtlich habe die Stadt hier eine teuere Luftpumpe eingekauft, die die meisten Ideen aus dem Internet bezöge. Er verlange – wie bereits OB Demnitz – ein echtes Sparkonzept und nicht häppchenweise Sparpakete. Ohnehin sei zu befürchten, dass das nächste Sparpaket nur zwei Punkte habe. Erstens: Verkaufen. Zweitens: Verkaufen. Weber stellt sich strikt gegen jeden Verkauf städtischer Beteiligungen, von der SEWAG über das Kanalnetz, den HEB bis hin zur Wohnungsgesellschaft ha.ge.we.
Weber schloss mit den besten Wünschen für besinnliche Festtage. Aber direkt im Anschluss, so seine Zusage, sei mit Besinnlichkeit Schluss.