
… In der Nacht auf Donnerstag verlor der von harter Arbeit und Industrie geprägte Stadtteil einen seiner bekanntesten und beliebtesten Söhne: Wolfgang Timm verstarb im Alter von nur 66 Jahren. In Oege verbrachte Wolfgang Timm seine Kindheit – zu Zeiten, als es dort noch betrieb-samer zuging. Auch in späteren Jahren erzählte er mit viel Liebe zum Detail und etwas Wehmut von den Geschäften, die den Stadtteil einst mit Leben erfüllten. Und natürlich von den ungezählten Streichen, die er und seine Freunde damals zwischen Sonnenberg und Oeger Straße anstellten. Wenn bei diesen Geschichten seine Augen schelmisch blinzelten, war unter der rauen Schale stets der weiche Kern zu erkennen.
Klar, dass Wolfgang Timm seinem Oege auch nach der Volksschule verbunden blieb: Mit 14 Jahren begann er eine Schlosser-Lehre bei Hoesch. Doch für ihn war "Oma Hoesch" nicht nur ein gewöhnlicher Arbeitsplatz; es war vielmehr ein Ort, an dem Menschen mit Sorgen und Problemen ihrem Tagwerk nachgingen. Für sie übernahm Wolfgang Timm Verantwortung. 1975 wurde er erstmals in den Betriebsrat gewählt, ab 1984 arbeitete er als freigestelltes Betriebsratsmitglied und wurde 1992 Vorsitzender des Gremiums.
Der eingefleischte Oeger erlebte die schwersten Jahre des Unternehmens, in denen es galt, den massiven Arbeitsplatzabbau für viele Beschäftigte sozial abzufedern. Und obwohl er nach dem Zusammenschluss von Krupp-Hoesch sogar das Amt des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden bekleidete und von 1996 bis 1998 gleichzeitig dem Aufsichtsrat der Friedrich Krupp Hoesch AG in Essen angehörte, brach der direkte Kontakt zum Kollegen an der Machine nie ab. Ob es um Probleme im Beruf oder im privaten Bereich, die FSG Hoesch oder den TuS Oege ging – Wolfgang Timm half, wo er konnte. Und daran sollte sich auch nichts ändern, als er 1998 über den Sozialplan aus dem Arbeitsleben ausschied.
Seit 1977 Mitglied der SPD, kandidierte er 1984 erstmals für den Rat, dem er bis 2004 angehörte. Auch in der jüngeren Vergangenheit erschien der Oeger noch bei Vorstandssitzungen, wenn ihm etwas auf den Nägeln brannte, und haute – wenn notwendig – auch mal auf den Tisch. Zudem wirkte er in einer Reihe weiterer politischer Gremien mit und ließ sein Gespür für Gerechtigkeit als ehrenamtlicher Richter beim Oberverwaltungsgericht sowie beim Sozialgericht einfließen.
Politiker und Familienmensch
Aber Wolfgang Timm war keineswegs nur engagierter Kommunalpolitiker und Verfechter der Rechte des kleinen Mannes. Wolfgang Timm war auch Familienmensch: Viele Stunden seiner Freizeit verbrachte er mit seinen Enkeln. Und nicht zuletzt setzte sich der begeisterte Forellenzüchter für den TuS Oege und den Spielmannszug Hohenlimburg ein, denen er über lange Jahre angehörte.
"Wolfgang Timm hinterlässt eine Lücke, die wir nicht mehr schließen können", sagt Hohenlimburgs SPD-Vorsitzender Mark Krippner. Und damit spricht er nicht nur den Genossen, sondern allen Freunden und Bekannten aus der Seele.